Als liberaler Unternehmer ist es mir herzlich gleich, wie sich Mitarbeiter Ihren Arbeitsplatz wünschen und einrichten, solange die Erfüllung des Unternehmenszwecks nicht leidet und die Kosten nicht ausufern. Bei HAPEKO durften wir im Coronajahr 2021 mit starken Anteilen an Homeoffice-Arbeit ein fantastisches, nie für möglich gehaltenes Wachstum von rund 40% feiern. Die Produktivität vieler Mitarbeiter ist gestiegen. Die wenigsten Kollegen haben nur Homeoffice oder nur Büro gewählt, die meisten haben fröhlich gemixt – in wirtschaftlicher Hinsicht ein grandioser Erfolg.
So klar das wirtschaftliche Ergebnis, so eindeutig leider auch zwei Beobachtungen: Alle Bemühungen und Erfolge bei der Schaffung eines freudigen Leistungs- und Lebensklimas im Büro enden am Bildschirm zu Hause. Die Bindungsfähigkeit einer Organisation hängt am gemeinsamen Erleben, an Zugehörigkeit. Wer glaubt, dass Erleben und Zugehörigkeit auch mit Homeoffice geht, der glaubt auch, dass Facebook-Freunde Freundschaft bedeuten. Wir wurden jedenfalls von Kündigungen überrascht, die uns weh taten. Zudem ist mir bis heute nicht klar, wie Teamspirit, Leistungsstolz, Anstand und Fehlerkultur an neue Mitarbeiter vermittelt werden können, wenn das nicht erfahrbare, spürbare Wirklichkeit für die Neuen ist, sondern lediglich ein virtuelles Narrativ. Vergessen wir also nicht, dass die Corona Homeoffice Erfahrung mit einem Old-School-Team die tollen Ergebnisse produziert hat. Ohne Herz und Seele des täglichen menschlichen Zusammenarbeitens werden Organisationen beliebig austauschbar – das eigene Leben allerdings auch.
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Autor: Christoph Nehring, Gründer & Gesellschafter HAPEKO
Foto: Maryna Andriichenko